Stimmen by Greg Bear

Stimmen by Greg Bear

Autor:Greg Bear [Bear, Greg]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-09-30T20:21:18.706000+00:00


Kapitel 23

Ein riesiger Verkehrsstau hatte die 5 verstopft und sich bis zur 10 ausgebreitet. Peter hockte in seinem niedrigen Sitz hinter einem massiven Sportgeländewagen – einem Porsche SUV, wie er mit verächtlich verzogenen Lippen bemerkte –, der an einen abgehobelten Hockeypuck erinnerte. War denn gar nichts mehr heilig?

Da er vor sich nichts sehen konnte, wusste er auch nicht, ob er sich rechts einordnen sollte, um an der nächsten Ausfahrt abzubiegen. Als er nach rechts drängte, um die Lage auszukundschaften, sah er, dass die Ausfahrtstraßen auch schon verstopft waren und sich der Verkehr dort, wenn überhaupt, noch langsamer bewegte als auf der Schnellstraße.

Es dauerte eine ganze Stunde, bis sich die endlose Schlange von roten Schlusslichtern wie erkaltete Melasse bis zum Straßenkreuz vorgearbeitet hatte. Als Peter einen Blick auf die Armbanduhr warf – eine alte, verkratzte, in Gold gefasste Bulova, die er schon seit den letzten Schuljahren besaß –, sah er, dass es schon zwanzig Uhr dreißig war.

»Verdammt!« Er ballte die Hände am Lenkrad zu Fäusten. Helen würde vor ihm da sein. Und er hatte weder etwas für Lindseys Frühstück da noch Eis für einen spätabendlichen Snack. Wieder einmal entpuppte er sich als Versager und erfüllte damit Helens von Herzen kommende Erwartungen.

Plötzlich hasste er Los Angeles, die Schnellstraße und die eigene Unfähigkeit, eine solche Verzögerung vorauszusehen. Zwar hatte er den größten Teil seines Lebens in dieser Gegend verbracht, doch den Freitagabendverkehr eigentlich schon seit Jahren gemieden. Bei den wenigen sozialen Kontakten, die er pflegte, war es auch nie nötig gewesen, sich ins Getümmel zu stürzen.

Ja, ja, gib Los Angeles die Schuld, schieb es auf alles und jeden.

Nachdem Peter zehn endlose Minuten lang wütend vor sich hin gegrübelt hatte, fuhr er schließlich im Schritttempo an der traurigen Ursache des Staus vorbei. Der gesamte Verkehr wich auf die rechte Fahrspur aus. Knallrote Blinklichter markierten das Entree zu einer Bühne voller Wagen, die zusammengedrückt waren und sich teilweise gedreht hatten. Peter musste bei dieser Szenerie an Gaslaternen denken, die ein Theater in der Hölle ausleuchten.

Feuerwehrleute und Polizisten winkten mit rot strahlenden Taschenlampen den Verkehr durch. Zwei immer noch rauchende Autowracks waren mit weißem Löschschaum überzogen.

Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, nicht hinzuschauen, starrte Peter auf die Wracks und dachte einen schrecklichen Moment lang, Helens Wagen könne betroffen sein, so dass er sie und Lindsey womöglich eingeklemmt oder auf Bahren liegend entdecken würde. Gerade wurden zwei mit Laken verhüllte Bahren in einen großen weißen Kastenwagen geschoben. Alle Fahrzeuge hatten inzwischen angehalten, um einen Krankenwagen vorbeizulassen, der vom Randstreifen der Schnellstraße zur Unfallstelle vorstoßen wollte.

Selbst nachdem Peter die Wracks hinter sich gelassen hatte, stockte der Verkehr noch weiter. Wieder und wieder schaltete er, drückte die Kupplung, fuhr im ersten Gang an, ließ die Kupplung los, drehte das Lenkrad millimeterweise hin und her und sah dabei zu, wie sich der Temperaturanzeiger immer weiter zum roten Feld hinüber bewegte – das passierte immer, wenn Peter über einen längeren Zeitraum sehr langsam fuhr. Die letzten anderthalb Kilometer kroch er im Schneckentempo dahin, bis er an der Ausfahrt den zweiten Gang einlegen konnte.



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